Wandertag der 5a – der Waldpeter ruft! oder: Die etwas andere Geburtstagsfeier

Pünktlich um 8.oo Uhr verließen wir den Schulhof des TMG und fuhren in einer immer länger werdenden Schlange ins Grüne. Das Geburtstagskind Sanja durfte sich als einzige ihren Platz in der Schlange aussuchen – und fuhr mit ihrem luftballonverzierten Fahrrad direkt an zweiter Stelle hinter Herr Ayas (der hat sich nicht vordrängeln wollen, wusste aber als einziger, wo wir langfahren müssen). Nach kurzer Zeit hatte auch der letzte Junge verstanden, dass man seinen Platz in der Reihe behält und nicht überholen darf.

Es wurde fast halb zehn, bis wir völlig ausgezehrt – zumindest bekamen Frau Schaller und Herr Ayas angesichts der Essgeschwindigkeit diesen Eindruck – beim Waldpeter ankamen und erstmal unsere Proviantrucksäcke um einiges erleichterten. Frisch gestärkt konnten wir dann den Weg in den Wald beginnen, wo die erste Station auf uns wartete: Bäume ertasten. In Zweierteams fanden sich die Kinder zusammen, eines bekam die Augen verbunden und wurde vom Partnerkind nach einigen Pirouetten zu einem Baum geführt. Dieser wollte dann in jeder Einzelheit ertastet und befühlt werden, es ging nämlich immer noch blind zurück zum Startpunkt, man wurde wieder ein paarmal im Kreis gedreht und dann ging die Augenbinde hoch: Wo war nochmal mein Baum? Alle Gruppen meisterten nach kurzen Anlaufschwierigkeiten (… auch der letzte Junge hatte verstanden, dass es nicht witzig ist, seinen blinden Partner gegen einen Baum laufen zu lassen, oder den Abhang hinunter zu stürzen … ) diese nicht sehr einfache Aufgabe. Bravo!

Es folgte eine unterhaltsame aber sehr lehrreiche Darbietung vom „Eberpeter“: Was tun, wenn man beim Spaziergang auf Wildschweine trifft? Man klettert nicht auf den Baum, man rennt nicht weg, man schreit nicht laut fuchtelnd herum! Sondern man bleibt im Angesicht eines 200kg Brockens, der doppelt so schnell wie Usain Bolt rennen kann und 10cm lange Hauer hat und vor lauter Wildheit grunzt und sabbert… man bleibt cool stehen und vermeidet Augenkontakt. Ganz einfach. Nun muss man nur noch Zentimeter für Zentimeter zurückweichen und das beste Hoffen. Aber wie das so ist, mit frisch Gelerntem: Hört sich voll einfach an, aber mach’s mal. Naja, unterhaltsam war es auf jeden Fall, unseren Waldführer grunzend und stampfend auf eine schreiende Kinderhorde zurennen zu sehen, die scheinbar noch etwas an ihrer Coolness arbeiten müssen. Das Gelernte durfte dann nochmal gleich praktisch trainiert werden: Die eine Hälfte der Klasse 5a mutierte zu wilden Wildschweinen, die anderen waren harmlose Waldspaziergänger – war das lustig anzusehen!

Den letzten Akt begannen wir, in dem wir unsere Rucksäcke in einem Kreis anordneten, der etwa 4 Meter Durchmesser hatte. Das Innere des Kreises wurde zu einem Säuresee, in dessen Mitte ein kleines Podest emporragte, auf dem eine Schatztruhe mit köstlichen Salzbrezeln thronte. 50 Meter unzerschneidbares (aber sehr säureempfindliches) Seil waren unsere einzigen Hilfsmittel um an den Schatz zu kommen. Und jetzt gab es für Pädagogenaugen viel Spannendes zu sehen: gute Denker, die aber zu leise sind um gehört zu werden, laute Schreihälse, die in jeder Minute mit einer anderen Idee hausieren gingen, Mitläufer, die einfach machten, was der Kumpel (oder die Kumpeline) vormachte, Witzbolde, die sich in den Säuresee stürzten, weil es doch nur eine Wiese sei (sie wurden eines besseren belehrt und durften sich aus dem Jenseits den Rest der Vorstellung angucken) und dann der eigentliche Zweck des Spiels: Das Einsetzen einer gewissen Ordnung. Man hörte zu, ließ ausreden, gab konstruktive Kritik ab, plante und probte. Peter, Frau Schaller und Herr Ayas waren tief beeindruckt, mit wie wenig Einmischung die jungen Menschen es schafften das Rätsel zu lösen. Nach überraschend kurzer Zeit standen sich zwei Gruppen gegenüber, strafften das mehrfach hin- und herlaufende Seil, ließen ein kletterbegabtes Leichtgewicht zur Schatztruhe schweben. Ganz selbstlos schnappte sich Amelie den Schatz und warf ihn an den Rand. Nach dem Jubelschrei und einer kurzen Schrecksekunde übernahm bei den Seilhaltern das Stammhirn, flüsterte „Mein Schatzzzzzz…“  und der Mob ließ unsere Heldin in den Säuresee stürzen und rannte johlend zur Schatztruhe. Aber auch dieses misslungene Finale des Kooperationsspiels wurde in der anschließenden Gesprächsrunde sehr gut reflektiert und damit schmeckten die Salzbrezeln gleich doppelt so gut!

Viel zu schnell waren die Abenteuer vorbei und wir schwangen uns wieder auf die Drahtesel, um zur Pizzeria zu fahren, von der wir unser verdientes Mittagsmahl abholen. Zehn Familienpizzen wurden nach Untergrombach an den Spielplatz gefahren und sofort stürzten sich völlig kopflos die Jungen… aber nein, ich möchte nicht ein drittes Mal auf das schwache Geschlecht eintreten. Daher etwas Geschichtsverklärung… Ordentlich und sittsam ging es zu. Ausschließlich zuvorkommende und hilfsbereite junge Menschen standen ruhig abwartend um den Pizzaboten herum und überboten sich gegenseitig mit Bescheidenheit und Geduld. Oder so.

Satt und glücklich schauten wir besorgt an den Himmel: Bislang hielten die Wolken den Regen zurück, aber schließlich hatten wir ja noch fast eine Stunde Heimweg vor uns. Bis auf wenige Tropfen – als Mahnung zur Eile? – kamen wir aber am Nachmittag satt, trocken und zufrieden am TMG an.

Die gesamte Klasse bedankt sich an dieser Stelle bei den hilfsbereiten Eltern, die mit Dachgepäckträgern und Anhängern auf Abruf bereit standen, sollte doch mal eine größere Panne passieren. Schön, dass wir keinen Notruf absetzen mussten!

Bis bald, Waldpeter! Vielen herzlichen Dank für den schönen Vormittag im Wald.

Klasse 5a, TMG, Oktober 2023
Klassenlehrerteam: Annika Schaller und Alexander Ayas

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